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FRAUEN100 x bits & Pretzels Dinner



„Die Art und Weise, wie wir Kapital verteilen und investieren, prägt die Welt, in der wir leben“, sagte Jessica Espinoza, ehemalige Vizepräsidentin für Private Equity & Venture Capital Investments bei der DEG/KfW, in einem Interview Anfang des Jahres. Wenn man die Welt verändern wolle, müsse man die Art und Weise wie finanzielle Mittel verteilt würden ändern: Derzeit gehen, laut Nachrichtenagentur Reuters, lediglich zwei Prozent des Venture Capitals an von Frauen geführte Start-ups.


Um genau das zu ändern, sich zu vernetzen und zu inspirieren, trafen sich am 24. September Deutschlands wichtigste Gründerinnen und Investorinnen zum FRAUEN100 x Bits & Pretzels Dinner im Bayrischen Hof.


„If she can see it, she can be it.“

„Wir brauchen Netzwerke wie FRAUEN100, um Wandel zu bewirken. Genau diese Netzwerke machen mobil gegen Chancen-Ungleichheit und setzen sich für Female Empowerment und Frauen-Solidarität ein.“, sagte Janna Linke, die durch den Abend mit Aya Jaff, Verena Pausder, Vivien Wysocki, Sara Nuru und Natalie Amiri führte. Zu den prominenten Gästen zählten unter anderen die Schauspielerinnen Kelly Rutherford, die mehrfache Weltmeisterin im Bahnradsport Kristina Vogel sowie die Westwing-Gründerin Delia Lachance. Es gäbe Handlungsbedarf, man müsse die Männer mit an Bord holen, forderte Linke weiter „Veränderung geht immer nur miteinander. Wir brauchen Gesetze, die nicht erst in Vorständen greifen, sondern schon viel früher“, es fehle außerdem an Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder für junge Frauen, die aber essenziell sei - denn: „If she can see it, she can be it.“

„Frauen können Fußball und Frauen können Unternehmen gründen.“


Ganz in diesem Sinne erzählte die Unternehmerin Verena Pausder von ihrem neuen Projekt: Dem Kauf eines Fußballvereins, das Regionalliga-Team der Frauen des FC Viktoria 1889 Berlin sei von Frauen gemeinsam gekauft worden und würde nun von Frauen geführt: „Wir wollten damit zeigen, dass Sport alle vereint.“ Es ginge nicht nur darum den Sport zu verändern, sondern das ganze Land und zu zeigen: „Frauen können Fußball und Frauen können Unternehmen gründen.“


Die 25-jährige Gründerin Vivien Wysocki, die schon als Schülerin ihren Traum vom eigenen Unternehmen verfolgte, erzählte vom Zweifeln, vom Überwinden des Zauderns und wie es schließlich zur Gründung ihres Startups „saint sass“ kam: „Der größte Fehler ist, ständig zu befürchten, dass man einen macht“. Ein grundlegender Unterschied zwischen Männern und Frauen ist ihrer Meinung nach, dass Frauen eher zögerten bei Bewerbungen, wenn sie die Qualifikation nicht perfekt erfüllten - und Männer nicht.


Auch Sara Nuru kennt die Herausforderungen für Female Founder. Sie gründete 2016 mit ihrer Schwester das Unternehmen „NuruCoffee“ und unterstützt mit ihrem Verein "nuruWomen" Frauen aus Äthiopien. „Uns ging es darum Zukunftsperspektiven zu schaffen und Frauen in eine selbstbestimmte unabhängige Zukunft zu begleiten“. Kern der Mission sei es, Strukturen zu schaffen, die die Selbstermächtigung der Frauen ermöglichten.


„Im Iran entsteht eine der größten feministischen Widerstandsbewegungen, die es jemals gab.“


Wie wichtig für die Selbstermächtigung und den Kampf um Gleichberechtigung Netzwerke und Frauen-Solidarität seien, habe man durch die aktuellen Ereignisse im Iran gesehen, so Janna Linke. Dort sei das Heiratsalter inzwischen auf dreizehn Jahre heruntergesetzt, Frauen dürften nicht mehr singen, nicht mehr tanzen, berichtete die Journalistin Natalie Amiri. Sie beschrieb den mutigen Widerstand der iranischen Frauen gegen die Unterdrückung und die rigorose Sittenpolizei: „Frauen schneiden sich die Haare ab aus Solidarität. So viele sind bereit ihre Existenz, ihr Leben, alles zu riskieren. Die Sittenpolizei kommt gar nicht mehr nach, das ist eine der größten feministischen Widerstands-Bewegungen, die es jemals gab.“ Und eben diese Frauen bräuchten das Gefühl, dass die Welt richtig hinschaue, nur dann könne der mutige Widerstand etwas bewirken.


Auch Aya Jaff rief in ihrer Rede zur Solidarität mit dem erbitterten Kampf der Frauen im Iran auf. Ihre Rede widmete sie Jina Amini, deren Tod nach er Verhaftung durch die Sittenwächter die Proteste im Iran entfachte: „Der Tod, den du, Jina, sterben musstest, wurde zum Zündfeuer einer sehr großen feministischen Bewegung. Wir und Millionen andere Frauen sind an derselben Front. Wir haben alle mit patriarchalen Strukturen zu kämpfen.“ Aya Jaff ist eine der bekanntesten Programmiererinnen Deutschlands und schaffte es 2019 mit Mitte 20 in die Forbes-Liste der 30 unter 30.


„Jede Führungskräfte-Etage die kein Abbild unserer Gesellschaft darstellt ist designed to descriminate.“


Solange es noch so sei, dass Frauen ihre Meinung oft kundtun könnten aber nicht immer und überall so lange sei dieser Kampf nicht vorbei. Jaff analysierte die strukturellen Missstände, die einem noch immer überall begegneten und fordert soziale Nachhaltigkeit, wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten müssten reduziert werden. „Gleichberechtigung muss das Ziel aller sein. Jede Führungskräfte-Etage, die kein Abbild unserer Gesellschaft darstellt, ist designed to discriminate.“


von Maike Backhaus













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