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FRAUEN100 x Barbie: „Safe Spaces im Sport sind kein Nice-to-have, sondern Grundvoraussetzung!“

10. Oktober 2025

Rund 55 Frauen aus Politik, Sport und Medien kamen am 9. Oktober zum FRAUEN100 x Barbie Event im Remi zusammen, um über ein Thema zu sprechen, das noch immer unterschätzt wird: Wie stärken wir Mädchen im Sport – und was braucht es, damit sie bleiben?


Unter dem Motto „Mädchen & Frauen im Sport – grenzenlose Möglichkeiten?“ trafen Athletinnen, Entscheiderinnen und Kreative aufeinander. FRAUEN100 und der Partner des Abends Barbie stellten dabei das sogenannte Dream Gap in den Mittelpunkt – jene Lücke zwischen Mädchen und Jungen, die entsteht, wenn Selbstvertrauen und Mut in der Pubertät abnehmen. ZDF-sportstudio Moderatorin Franzi Müllers führte durch einen Abend voller ehrlicher Einblicke, gesellschaftlicher Verantwortung – und spürbarem Willen, etwas zu verändern.


Teamsport als Lebensschule – Impuls von Jennifer Zietz


Zum Auftakt sprach Jennifer Zietz, ehemalige deutsche Fußball-Nationalspielerin und heutige Leiterin Frauen & Mädchen beim 1. FC Union Berlin, über die Kraft des Teamsports und über strukturelle Hürden im Profibereich.„Teamsport ist einer der stärksten Motoren, um Selbstbewusstsein zu entwickeln“, sagte sie. „Man trifft auf unterschiedliche Charaktere, lernt sich zurückzunehmen – und gemeinsam für eine Sache zu kämpfen.“ Zietz erzählte, wie selbstverständlich sie heute an Entscheidungstischen auftrete – „ohne überhaupt noch darüber nachzudenken, dass ich da als Frau sitze“. Doch sie sieht, wo Mädchen nach wie vor ausgebremst werden: „Die Jungs haben täglich Vorbilder vor Augen – das fehlt Mädchen oft. Wir müssen ihnen zeigen, dass es diese Frauen gibt, die den Weg schon gegangen sind. Glaubt daran und haltet fest.“ Union Berlin habe 2023 die Frauenabteilung professionalisiert, mit gleichen Strukturen und gleichen Plätzen wie bei den Männern. „Das sollte selbstverständlich sein – ist es aber in Deutschland noch nicht überall“, betonte sie. Ihr Appell an junge Sportlerinnen: „Nicht aufhören, auch wenn’s schwierig wird. Dranbleiben lohnt sich.“


Sichtbarkeit, Sicherheit, Selbstbewusstsein


Im Anschluss folgte ein intensiver Panel-Talk mit Christiane Schenderlein (Staatsministerin für Sport und Ehrenamt), Profi-Boxerin Zeina Nassar, Rollschuh-Star Oumi Janta und Psychologin & Ex-Hockey-Nationalspielerin Anne Schröder. Vier Frauen mit sehr unterschiedlichen Biografien, aber einer gemeinsamen Überzeugung: Sport ist mehr als körperliche Bewegung – er ist ein sozialer Motor für Selbstvertrauen, Teilhabe und Resilienz.


„Wir brauchen Räume, in denen Mädchen sich sicher fühlen“


Besonders deutlich wurde Christiane Schenderlein, die als Staatsministerin für Sport und Ehrenamt die Gleichstellung im Sport vorantreibt. „Sport muss ein sicherer Raum sein – und das ist er in Deutschland leider noch nicht immer“, sagte sie. Sie sprach offen über das Thema sexueller Missbrauch und psychische Gewalt im Sport, das in den vergangenen Monaten erneut Schlagzeilen gemacht hatte:„Wir haben noch viel zu tun, um Schutzstrukturen aufzubauen. Es darf keinen Bereich geben, in dem Mädchen und Frauen Angst haben, sich zu zeigen oder zu äußern.“ Ihr Ministerium plane daher den Ausbau eines Zentrums für sicheren Sport, das sich explizit mit Fällen von Missbrauch, Machtmissbrauch und Grenzverletzungen befasse. „Wir tragen eine Verantwortung, dass Sportvereine und Verbände diese Themen ernst nehmen und Betroffene geschützt werden.“


Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung von struktureller Gleichstellung: „Noch immer gibt es Gemeinden, in denen kein einziger Mädchenfußballverein existiert. Der Zugang ist einfach nicht gleichberechtigt.“ Deshalb brauche es gezielte Förderprogramme – von der Basis bis zum Leistungssport – und einen Kulturwandel in Verbänden, wo Führungspositionen weiterhin stark männlich dominiert seien. Schenderlein sieht Deutschland auch in der Pflicht, international ein Signal zu senden: „Wenn wir uns für die Olympischen und Paralympischen Spiele bewerben, dann als liberales, demokratisches Land, das für Gleichstellung steht – auf und neben dem Spielfeld. Das ist unser Auftrag: zu zeigen, dass sportliche Exzellenz und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören.“


„Leidenschaft ist stärker als jede Grenze“


Boxerin Zeina Nassar erzählte, wie sie als 14-Jährige in eine Männerdomäne einstieg – und schließlich selbst Geschichte schrieb. „Ich musste erst die Regeln ändern, um boxen zu dürfen“, erinnerte sie sich. 2019 erreichte sie, dass Frauen weltweit mit Kopftuch antreten dürfen. „Das war kein Sieg nur für mich, sondern für alle Frauen.“ Ihr Fazit: „Wir müssen Mädchen früh zeigen, dass sie dazugehören – egal, wie sie aussehen oder woher sie kommen. Sport ist neutral, aber die Zugänge sind es nicht.“


„Wir müssen über Körperbilder sprechen“


Ex-Hockey-Nationalspielerin Anne Schröder, heute Psychologin, gab einen selten offenen Einblick in die mentalen Belastungen des Leistungssports. „Ich kenne kaum eine weibliche Sportlerin, die nicht irgendwann ein Thema mit Essen oder Körperbild hatte“, sagte sie. „Wir werden in Systeme gepresst, die auf männliche Leistungsnormen ausgerichtet sind. Dabei funktionieren weibliche Körper anders – zyklisch, nicht linear. Das muss im Training mitgedacht werden.“

Sie forderte, dass Trainer für weibliche Körperprozesse sensibilisiert werden und Mädchen lernen, sich nicht an unrealistischen Idealen zu messen. „Wir müssen weg von der Vorstellung, dass Weiblichkeit Schwäche ist – und sie endlich als Stärke begreifen.“


„Social Media kann empowern – oder zerstören“

Rollschuh-Star Oumi Janta, die durch ihre viralen Clips weltweite Bekanntheit erlangte, sprach über den Einfluss sozialer Medien auf Körperbilder und Vorbilder. „Junge Menschen suchen ihre Idole heute auf Instagram oder TikTok. Das kann inspirieren, aber auch gefährlich sein“, warnte sie. „Deshalb müssen wir Verantwortung übernehmen – zeigen, dass niemand perfekt ist, dass Rückschläge dazugehören.“ Sie plädierte für mehr Freiräume und weniger Leistungsdruck: „Nicht jede will im Wettbewerb stehen. Mädchen brauchen Orte, an denen sie einfach sie selbst sein dürfen – ohne Bewertung, ohne Vergleich.“


Empowerment braucht Strukturen – und Mut


Der Abend machte deutlich: Mädchen und Frauen im Sport stoßen nicht nur auf äußere, sondern auch auf innere Hürden – von fehlenden Vorbildern über stereotype Körperbilder bis hin zu unzureichenden Schutzräumen. Doch die Diskussion zeigte ebenso, wie viel Kraft, Leidenschaft und Veränderungswille in der Community steckt.

Die zentrale Botschaft: Sport kann Empowerment sein – wenn Strukturen, Sicherheit und Sichtbarkeit stimmen.

Oder wie Christiane Schenderlein es formulierte: „Wir müssen Systeme schaffen, die weibliche Bedürfnisse mitdenken – damit Mädchen im Sport bleiben, wachsen und führen lernen. Denn wer sich im Sport behauptet, lernt, sich auch im Leben zu behaupten.“


Großer Dank gilt an dieser Stelle auch an unsere Partner, die gemeinsam mit uns ein Zeichen für Gleichberechtigung und Empowerment setzen – und unsere Events ermöglichen! Barbie, taft Schwarzkopf (Henkel), ING, COSMOPOLITAN und REMI


Text von Rebecca Stringa

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