FRAUEN100 – Juli 2024
25. Juli 2024
"If you can extend a little more largesse and a little more kindness to each other I would very much enjoy that, because that more than anything, kindness to each other will stop abuse of power." – Rose McGowan
Über 200 einflussreiche Persönlichkeiten kamen am 18. Juli 2024 zum dritten Jubiläum der Initiative auf der Dachterrasse des Hotel de Rome in Berlin zusammen. Geladen waren Personen aus Wirtschaft, Politik, Medien, Unterhaltung und Sport, um gemeinsam ein Zeichen für Frauensolidarität und Gleichberechtigung setzten und gemeinsam zu reflektieren, welche Hürden noch zu nehmen sind.
Mareile Höppner führte durch den Abend, der zu den Ursprüngen des Netzwerks zurückkehrte. FRAUEN100 wurde vor drei Jahren gegründet, weil die Initiatorinnen den Umgang der Verantwortlichen mit einigen Fällen von Machtmissbrauch und die Berichterstattung einiger Medien als falsch empfanden. Ob der Fall der verstorbenen Kasia Lenhardt, der betroffenen Frauen in der Springer-Reichelt-Affäre oder der mutigen Frauen, die gegen Rammstein aufgestanden sind - wir haben gesehen, dass es diese Geschichten in der Öffentlichkeit auch heute noch schwer haben. Den Frauen wird oft nicht geglaubt, die Täter werden durch unser Rechtssystem sehr gut geschützt und so bleiben Konsequenzen für die Täter aus und es sind die Betroffenen, die Schaden nehmen und oft vor dem finanziellen Ruin stehen, wenn sie sich wehren. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, hat die Veranstaltung am vergangenen Donnerstag erneut die Bedeutung von Solidarität unter Frauen und das gemeinsame Eintreten gegen die Ausnutzung von Machtstrukturen in den Mittelpunkt gestellt.
Dass wir aber dabei die Lichtblicke nicht aus den Augen verlieren dürfen, war der ersten Rednerin des Abends, Nazan Eckes, ein wichtiges Anliegen. Als Kind von Einwanderern engagiert sie sich seit Jahren für Migrant*innen in Deutschland, insbesondere für Frauen und gegen deren Stigmatisierung. Um diese zu überwinden, seien positive Beispiele und Vorbildfunktion unerlässlich. Das ist auch auf den Weg zur Gleichberechtigung übertragbar, denn für sie gilt: "Genau so halte ich es mit dem Feminismus. Ich möchte, dass es die nächsten Generationen einmal besser haben". Um dies sicherzustellen, müssen wir Pionier*innen sein und "einen modernen Feminismus etablieren. Eine Frauensolidarität über Partei-, Branchen- und Geschlechtergrenzen hinweg". Wenn wir uns austauschen und Brücken bauen, können wir momentane Hindernisse wie Gender Pay Gap und Gender Pension Gap überwinden.
Die Schauspielerin und Whistleblowerin Rose McGowan knüpfte an ihre Vorrednerin an und betonte die Bedeutung des Zusammenhalts über Unterschiede hinweg: „I need you to help us raise women up by not putting men down". Sie wurde in den 2000er Jahren durch die Serie Charmed bekannt, doch ihr Einfluss geht heute weit über die Filmindustrie hinaus. Im Jahr 2017 wurde sie vom Time Magazine als eine der Silence Breakers ausgezeichnet, weil sie ihre Stimme gegen sexuelle Übergriffe und Belästigung erhob, insbesondere im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen von Harvey Weinstein und der MeToo-Bewegung. Ihr Kurs ist seitdem klar: Herrschende Machtstrukturen nicht einfach hinnehmen und auf Missstände und Machtmissbrauch aufmerksam machen. Mit ihrer Rede und ihrer bewegenden Geschichte zog sie alle Gäste in ihren Bann und endete mit einem Appell: "Do the work. The work is being a good human and supporting each other in being badass and in being honest." Jeder von uns kann im Alltag durch kleine Taten große Dinge bewirken und so dazu beitragen, dass schädliche Machtstrukturen abgebaut werden. Allein ein gemeinsames System zu ändern ist schwer. Gemeinsam voranzugehen und einander Wegbegleiter*innen und Vorbilder hin zu einer gleichberechtigten Gesellschaft zu sein ist leichter.
Um Frauen zu helfen, die Erfahrungen von häuslicher Gewalt, Körperverletzung oder sonstiger Misshandlung gemacht haben, haben wir Anfang Juli die FRAUEN100 Support Box gelauncht. Schon vor dem Event ausverkauft, konnten wir im Rahmen des dritten Jubiläums einen Scheck über 53.157€ an den bff: Frauen gegen Gewalt e.V. (Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe) übergeben. Großer Dank gilt an dieser Stelle Kennel und Schmenger, die die Spende mit 10.000,00€ aus ihrer aktuellen Charity-Aktion unterstützt haben. Sowohl wir als auch der bff: sowie deren Geschäftsführerin Katja Grieger waren überwältigt von dem Betrag, der so zusammengekommen ist und nun Frauen in Not helfen wird. Deshalb an dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an alle Käufer*innen der Box, die dieses Projekt unterstützt haben.
Eröffnet wurde die Veranstaltung musikalisch von Sängerin Nonhle Beryl mit "I am woman" eingeleitet und fand durch die Performance der israelisch-iranischen Sängerin Liraz ein rundes Ende.
Vielen Dank an unsere Moderatorin, Speakerinnen und alle Gästinnen, die diesen Abend so besonders und unvergesslich gemacht haben. In ausgedehnten Gesprächen, gemeinsamem Reflektieren und dem Planen von Projekten mit neuen und alten Kontakten fand die Sommernacht ihr Ende.