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Reese & die wahre Liebe

2. Dezember 2025

„What, like it’s hard?“ flüstere ich, während das vertraute Swoosh-Geräusch meiner abgeschickten Mail ertönt. Und als ich die überfälligen Züge buche. Und meine Steuerunterlagen losschicke. Und das Paket zur Post bringe. Nichts davon war natürlich annähernd so hart wie für Elle Woods, an der Harvard Law School angenommen zu werden. Aber Überwindung hat’s mich trotzdem gekostet. Alltag ist eben oft anstrengender, als man zugeben will. Vorweihnachtszeit sowieso. Feiertage an Orten, die man nach der Schule absichtlich verlassen hat. Und, nun ja, die Weltlage. Ugh, vor allem die Weltlage.


Wenn es draußen stürmt, flüchte ich mich deshalb in die Welt der Romantic Comedys. Comfort Filme mit vorhersehbarem Happy End, in denen ich weiß, dass alles gut wird, nun, solange ein Kleinstadt-Bäcker/Holzfäller sich in eine Großstadt-Anwältin/Journalistin verliebt. Oder solange Lindsay Lohan mitspielt. Oder Katherine Heigl. Oder Reese Witherspoon natürlich.


Gebt mir Normalos, die normalo Dinge tun und sich dann außerordentlich verlieben. Ich möchte in Minute sechs bereits wissen, wer am Ende zusammenkommt, egal ob enemy-to-lovers oder Kindergartenfreunde. Alle Komplikationen werden gelöst. Anders als im echten Leben, wo Kuchenverkäufe keine maroden Hotels retten, Uni-Zusagen schwer zu bekommen sind und Kredite noch schwerer. Ganz zu schweigen davon, dass wir nicht mal mehr die Anfangsphase des Datings hinbekommen. Nicht mal das Kennenlernen!

Reese Witherspoon glaubt, dass das daran liegt, dass die Rom-Com stirbt und dass wir früher viel aus diesen Filmen gelernt hätten. Ich verschlucke mich an meinem Tee, bevor ich in Tränen ausbreche. Dass meine Icon jemals so boomerig klingen könnte… Ich hoffe, wir alle wissen inzwischen, dass Stalking nicht romantisch ist und Makeovers keine Lösung für jedes Problem sind.


Whitney Wolfe Herd, die Gründerin von Bumble, hat eine andere Theorie: Es liegt wohl an der Technik. Sie und viele andere arbeiten an AI-Datingapps, die uns angeblich die passenden Matches liefern sollen. Ich frage meine Freundinnen, die seit über zehn Jahren in Beziehungen sind. Sie lachen nur. Niemals hätten sie ihre Partner*innen über eine App gefunden, die analysiert, wer zu wem passt. Stattdessen erzählen sie von Zufällen: von Büros, in denen sie nur sechs Wochen gearbeitet haben; von dieser einen Hausparty, zu der sie eigentlich nicht wollten.


Boom. Das ist es. Ich erinnere mich an eine Statistik: den Tod der berühmten Hausparty. 2023 nahmen laut Bureau of Labor Statistics nur 4,1 % der Amerikaner*innen an einem durchschnittlichen Wochenende an gesellschaftlichen Veranstaltungen teil – ein Rückgang von 35 Prozent seit 2004. Und sind das nicht genau die Momente, aus denen Rom-Coms leben? Diese Partys, auf denen völlig unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen und alles möglich wird?


2014 schrieb Christopher Orr, die Rom-Com sterbe, weil es keine Hürden mehr gebe, die Paare überwinden müssten. Über zehn Jahre später wissen wir: Doch, die gibt es. Weil das Leben mehr ist als weiße heteronormative Love Interests und einfache Konflikte. Und weil wir gelernt haben, dass es nicht gut für uns ist, beim toxischen Boy zu bleiben, sondern uns lieber auf uns konzentrieren, auf unsere eigene symbolische Law School. Wenn es dann noch ein meet cute gibt (ihr wisst schon, diese charmant-kitschige Zufallsbegegnung), super. Wenn nicht, bleiben immer noch die Filme, die uns ein besseres Gefühl geben als das heutige Dating jemals könnte.


Apropos Rom-Com-Queens: Wisst ihr, wer Reese Witherspoon ihren ersten Job gegeben hat? Diane Keaton. Wisst ihr, wer nie geheiratet hat? Ebenfalls Diane Keaton. Und was sagt sie dazu?


“We can’t save the past or solve the riddle of love. But to me, it’s worth trying. For a while you think, ‘Oh, you have to have someone in your life to be fulfilled.’ Now I don’t feel that way for a second. I don’t think that because I’m not married it’s made my life any less. That old maid myth is garbage.”


Text von Elina Penner

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