Gleichberechtigung weltweit
18. April 2025

Wo stehen wir 30 Jahre nach Peking – und was jetzt passieren muss
Im Jahr 1995 kam die Welt in Peking zusammen, um mit der Beijing Platform for Action einen Meilenstein für Geschlechtergerechtigkeit zu setzen. Drei Jahrzehnte später hat sich vieles verändert – Gesetze, Rechte, Bildung. Aber reicht das? Leider nein.
Ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen zeigt: Wenn sich nichts ändert, wird ein heute geborenes Mädchen erst mit 39 Jahren in einer Welt leben, in der Frauen gleich viele Parlamentssitze wie Männer haben. Und erst mit 68 Jahren, wenn überhaupt, wird sie das Ende von Kinderehen erleben.
Trotz spürbarer Fortschritte – wie etwa einer Verdopplung des Frauenanteils in Parlamenten und verbesserten Gesetzen gegen Gewalt – bleibt Gleichberechtigung in vielen Teilen der Welt eine Vision, kein Alltag. Warum? Die Gründe sind vielfältig: Klimakrise, politische Instabilität, Armut, strukturelle Gewalt, antifeministische Bewegungen – und ganz zentral: fehlende finanzielle Mittel.
Doch es gibt Hoffnung. UN Women hat sechs zentrale Handlungsfelder identifiziert, mit denen Gleichstellung nicht nur möglich, sondern real umsetzbar ist – für ALLE Frauen und Mädchen.
1. Gleiche Chancen in der digitalen Welt
Die digitale Welt ist heute Schlüssel zu Bildung, Jobs, Mitbestimmung. Doch Frauen und Mädchen sind online unterrepräsentiert, vor allem in ärmeren Regionen. Eine gezielte Förderung digitaler Kompetenzen, Infrastruktur und Zugang kann laut UN Women weltweit 500 Milliarden US-Dollar einsparen und gleichzeitig neue Chancen schaffen.
2. Bessere Lebensbedingungen für alle
Weltweit lebt eine von zehn Frauen in extremer Armut. Sie leisten doppelt so viel unbezahlte Pflegearbeit wie Männer – ein unsichtbarer Beitrag zur Gesellschaft, der sie wirtschaftlich benachteiligt. Die Lösung? Investitionen in soziale Sicherung, Kinderbetreuung, bezahlten Urlaub und Pflegeinfrastruktur. Das schafft nicht nur Gleichheit, sondern bis zu 300 Millionen neue Jobs bis 2035.
3. Kein Platz für Gewalt
Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt. Gesetze allein reichen nicht – sie müssen auch konsequent durchgesetzt und finanziert werden. Vor allem lokale Frauenorganisationen brauchen mehr Unterstützung.
4. Mehr Frauen in Entscheidungspositionen
Frauen stellen weltweit nur 27 % der nationalen Parlamentarier:innen. Ihre Perspektiven fehlen in Entscheidungen, die alle betreffen – von Bildung über Wirtschaft bis zur Außenpolitik. Dabei zeigen Studien: Wo Frauen mitentscheiden, sind Lösungen nachhaltiger und gerechter.
5. Frieden und Sicherheit brauchen Frauen
Über 600 Millionen Frauen und Mädchen leben in Konfliktgebieten. Konfliktbedingte sexualisierte Gewalt hat allein im letzten Jahr um 50 % zugenommen. Dennoch bleiben Frauen bei Friedensverhandlungen oft außen vor – obwohl sie in lokalen Friedensprozessen oft die treibende Kraft sind.
6. Klimaschutz geht nur mit Frauen
Die Klimakrise betrifft uns alle – aber nicht gleich. Frauen, besonders in ländlichen und indigenen Gemeinschaften, spüren die Folgen am stärksten. Und sie entwickeln Lösungen: von nachhaltiger Landwirtschaft über erneuerbare Energien bis hin zu Klimaanpassungsstrategien.
Gleichstellung braucht mehr als Worte – sie braucht konkrete Taten
Die Beijing-Plattform war der Start. Die Fortschritte seitdem zeigen: Wandel ist möglich. Doch der aktuelle Status quo reicht nicht aus. Es ist Zeit, Versprechen in echte Veränderungen zu verwandeln. Zeit für globale Zusammenarbeit. Für Mut. Und für einen radikalen politischen und finanziellen Kurswechsel. Denn Gleichberechtigung ist kein „Nice-to-have“ – sie ist Grundlage für Gerechtigkeit, Frieden und nachhaltige Entwicklung.