Repraesentanz ist nicht alles
29. April 2025

In einem großen Meetingraum sitzen zehn Personen an einem langen Tisch. Fünf Frauen, fünf Männer. Soweit, so ausgeglichen. Doch als es darum geht, wer das Budget verteilt, wer neue Projekte freigibt oder wer am Ende entscheidet – sprechen fast nur die Männer. Die Frauen? Hören zu, nicken, bringen hier und da Ideen ein. Aber die letzte Entscheidung trifft jemand anderes.
Was in diesem Beispiel wie ein Ungleichgewicht wirkt, hat einen Namen: Gender Power Gap.
Was bedeutet das genau?
Der Gender Power Gap beschreibt die Lücke zwischen Männern und Frauen, wenn es um Macht, Einfluss und Entscheidungsgewalt geht – also wer bestimmt, in Unternehmen, in der Politik, in den Medien, in der Kultur. Es geht nicht nur darum, ob Frauen vertreten sind – sondern wie stark sie mitgestalten können.
Und warum ist das ein Problem?
Wenn Entscheidungen fast immer aus ähnlichen Perspektiven getroffen werden, entstehen einseitige Ergebnisse – etwa bei Themen wie Arbeitszeitmodellen, Sicherheit, Innovation oder Familienfreundlichkeit. Gleichzeitig fehlen wichtige Vorbilder: Wenn kaum Frauen in Führungspositionen sichtbar sind, entsteht schnell der Eindruck, dass sie dort nicht hingehören. Zudem bleibt viel Kompetenz ungenutzt, denn Studien belegen, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen. Wer Macht nur auf eine Gruppe verteilt, verschenkt damit wertvolles Potenzial.
Was kann jede*r tun?
Im Alltag, im Beruf, im eigenen Umfeld:
Hinterfragen, wer spricht – und wer nicht. In Meetings, Panels oder Diskussionen: Wessen Meinung zählt wirklich?
Andere stärken: Wenn du merkst, dass Kolleginnen unterbrochen werden oder ihre Ideen überhört werden – hake nach, gib ihnen Raum.
Sichtbarkeit schaffen: Erfolge feiern, sich gegenseitig unterstützen, Netzwerke bilden.
Und auf institutioneller Ebene:
Transparenz schaffen: Klare Kriterien für Karrierewege helfen, unbewusste Vorurteile abzubauen.
Führungsrollen öffnen: Teilzeitführung, Jobsharing, hybride Modelle – moderne Arbeitsformen machen Macht zugänglicher.
Quoten & Zielvorgaben nutzen: Sie sind kein Selbstzweck, aber ein starkes Werkzeug, um Veränderungen anzustoßen, wo sich sonst wenig bewegt.
Der Gender Power Gap ist kein abstraktes Problem – er zeigt sich jeden Tag, in Meetings, in Vorständen, in Redaktionen. Und genau deshalb können wir auch jeden Tag etwas dagegen tun. Mit Offenheit, Mut, und dem Willen, Macht neu und gerechter zu verteilen.