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Zusammen, statt gegeneinander: Frauensolidarität ist stark!

7. Dezember 2022

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Es gibt ein Klischee, das sich hartnäckig hält, vor allem in der Wirtschaft und in den Medien: Frauen kratzen sich lieber gegenseitig die Augen aus, als sich zu unterstützen. Dabei ist das Thema Female Empowerment längst im Mainstream angelangt – was also ist dran an den Vorurteilen und warum werden wir sie nicht los?



Stutenbissigkeit, Zickenkriege oder Bitch-Fights sind Begriffe, die ein Klischee beschreiben, mit dem Feministinnen oft konfrontiert werden. Demnach würden sich Frauen immer als Konkurrentinnen sehen. Nach dem Motto: Ihr wollt Gleichberechtigung und warum macht ihr es euch dann selbst so schwer? Erklär doch mal! Der Anspruch, der aktuell an Frauen gestellt wird, ist übermenschlich. Es wird von uns erwartet, die perfekte Chefin zu sein, die perfekte Mutter, die perfekte Partnerin, das perfekte Vorbild und die perfekte Feministin. Es stimmt, Konkurrenzdenken unter Frauen ist ein Thema, über das wir sprechen sollten, es ist aber auch zum Teil ein Klischee, das absichtlich extra groß aufgeblasen wird, um uns auszubremsen. Denn nur, weil man mal Neid für eine andere Frau empfindet, bedeutet das nicht, dass man sich nicht trotzdem solidarisch zeigen kann. Frauensolidarität ist nämlich stärker, als Konkurrenzdenken. Zeit also, sich dieses hartnäckige Vorurteil genauer anzuschauen.


Es kann nur eine geben: Konkurrenzdenken wird uns beigebracht


Warum empfinden Frauen überhaupt Konkurrenz untereinander? Die Gründe hierfür liegen, wie so oft, in unserer Kindheit. Mädchen werden nicht mit einem erhöhten Konkurrenzdenken geboren, es wird ihnen beigebracht. Im Gegensatz zu Jungs, denen wird ein Miteinander anerzogen. Das lässt sich gut beim Fußball beobachten, wo man zwar zuerst gegeneinander spielt, hinterher dann aber trotzdem ein Bier zusammen trinken geht. Mädchen und Frauen wird dagegen von klein auf eingetrichtert, dass es nur Eine geben kann, die die Aufmerksamkeit, den Mann oder den Job bekommt. Und ganz so falsch ist das ja auch nicht. Immerhin gibt es in Führungspositionen, insbesondere im Top-Management, sehr viel weniger Chancen für Frauen einen Platz zu besetzen. Der Druck in der Wirtschaft ist also entsprechend hoch. Schaut man sich im Kulturbereich einmal genauer um, bestätigt sich das Narrativ der “Einen”, die besonders hübsch und besonders schlau sein muss, ebenfalls: Hermine Granger ist das beste und ein prominentes Beispiel hierfür. Die fiktive Roman- und Filmfigur ist das einzige Mädchen in einer Gruppe aus drei und sind wir mal ganz ehrlich, ohne Hermine hätte Harry einpacken können. Warum also ist sie nicht die Hauptfigur, sondern bloß Harrys Sidekick und das, obwohl die Harry Potter-Reihe von einer weiblichen Autorin verfasst wurde?


Die Antwort hierauf lautet: Weil wir so sehr daran gewöhnt sind, dass Frauen in der Unterzahl sind. Und selbst wenn wir besser ausgebildet sind, heißt das trotzdem nicht automatisch, dass wir ganz vorne stehen dürfen. Nach der “Quotenfrau” ist oftmals Schluss, ob im Film oder im Vorstand. Der Raum für uns ist limitiert. Oft sind wir also alleine unter Männern und werden dann auch noch gefragt, warum wir es eigentlich nicht besser machen.


Dabei werden wir zu Einzelkämpferinnen erzogen. Und das hat einen guten Grund. Eine von Männern dominierte Gesellschaft hat natürlich kein Interesse daran, wenn Frauen sich zusammenschließen. Betrachten wir uns stattdessen als Konkurrentinnen, haben wir weniger politische und wirtschaftliche Teilhabe. Und das hat die letzten 7000 Jahre auch wunderbar funktioniert.


Wir brauchen keine perfekten Feministinnen!


Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Feminismus hat Themen wie Female Empowerment und Solidarität unter Frauen in den Mainstream gebracht. Wir wissen jetzt wie wichtig es ist Netzwerke zu schaffen und uns gegenseitig zu unterstützen. Trotzdem: Dinge, die wir so lange geglaubt und Verhaltensweisen, die wir von Kindheit an beigebracht bekommen haben, lassen sich nicht von heute auf morgen ablegen, wie ein nasser Regenmantel. Außerdem ist unsere Gesellschaft einem ständigen Wandel unterlegen, weshalb wir uns alle – egal, welches Geschlecht wir haben – ständig anpassen und dazulernen müssen. Das ist Teil des Prozesses. Nichts ist schwarz-weiß. Und das Klischee von Stutenbissigkeit und Zickenkriegen, insbesondere in der Arbeitswelt und den Medien, führt auch nur weiter dazu, Frauen zu spalten.


Wir müssen diese Begriffe deshalb sofort aus unserem Wortschatz streichen und lernen, unser Bewusstsein für toxisches Verhalten und Momente zu schärfen, in denen wir das Gefühl haben, mit einer anderen Frau in Konkurrenz zu stehen. Wir sind alle nicht perfekt, niemand wird als die perfekte Feministin geboren. Und das sollte auch nicht das Ziel sein. Denn im Feminismus müssen wir endlich mal genau das nicht sein: perfekt. Er bietet außerdem Platz für jede von uns – und zusammen holen wir uns den auch in der Wirtschaft, der Politik und dem Kulturbereich.


Am Ende ist die Solidarität unter Frauen nämlich stärker. Egal, ob Konkurrenzdruck oder nicht, wir gehen zusammen gegen häusliche Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz vor, wir setzen uns gemeinsam für faire Bezahlung und eine feministische Außenpolitik ein. Wir haben fassungslos die Änderung des Gesetzes zur legalen Abtreibung in den USA verfolgt und stehen geschlossen hinter den Frauen im Iran. Wir unterstützen uns über Ländergrenzen hinweg. Zusammen kämpfen wir für die Rechte aller Menschen. Es gibt eine Solidarität unter Frauen, die unausgesprochen ist und die viel tiefer geht, als männliche Stammtischkultur. Deshalb ist das FRAUEN100 Netzwerk auch so stark: Wenn sich Frauen nämlich einmal zusammenschließen, kann sie nichts mehr auseinanderbringen.

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