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„Jetzt erst recht!“ – Sara Nuru über Female Empowerment und Feminismus

30. Juli 2025

Vor dem FRAUEN100-Panel haben wir uns Sara Nuru – Unternehmerin, Model und eine der inspirierendsten Stimmen für Female Empowerment – für ein Gespräch geschnappt. Es ist ein warmer Tag, und kurz bevor sie auf die Bühne geht, nimmt sie sich Zeit, um mit uns über Selbstbestimmung, Solidarität und die Kraft des Netzwerks zu sprechen. Denn kaum jemand verkörpert Female Empowerment so authentisch wie sie: mit ihrem sozialen Engagement in Äthiopien, mit nuruCoffee und nuruWomen, aber auch mit ihrer klaren Haltung zu Feminismus. Wir wollten wissen: Was bedeutet Empowerment für sie persönlich? Woher nimmt sie ihre Energie? Und was gibt ihr Hoffnung, wenn sie auf die aktuellen Herausforderungen für Gleichberechtigung blickt?


FRAUEN100: Was bedeutet Female Empowerment für dich ganz persönlich?
Sara Nuru: „Für mich bedeutet Female Empowerment in erster Linie Selbstbestimmtheit. Vor allem bestimmt für sich einzustehen, Zusammenhalt und ja auch Gleichberechtigung.“


Gab es einen Moment in deinem Leben, in dem du entschieden hast, deine Stimme für andere Frauen zu nutzen?
„Ich hatte viele Schlüsselmomente, wo ich das Gefühl hatte, okay, jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich explizit für andere Frauen einsetze. Ich komme aus Äthiopien. Ich bin hier in Deutschland geboren, habe das Privileg, ein Leben zu leben mit Träumen, mit Zielen und weiß, dass es vielen Menschen, gerade Frauen in Äthiopien, nicht vergönnt ist. Und ich deshalb mit meiner Arbeit mit u. a. nuruCoffee versuche genau den Frauen, die sonst kein Gehör bekommen, durch unsere Arbeit zu unterstützen.“


Welche Erfahrungen aus deiner Arbeit mit äthiopischen Frauen haben dich besonders geprägt?
„Was ich oft bemerke, auch in Zusammenarbeit mit den Frauen in Äthiopien – vor allem auch den Frauen, die wir mit einem Mikrokredit unterstützen dürfen – ist, dass, sobald sie finanziell unabhängig sind, sie eine ganz andere Haltung und ein ganz anderes Selbstwertgefühl haben. Das ist nicht nur eine Verbesserung für die Frau selbst, sondern für die ganze Gesellschaft. Plötzlich ist die Mutter ein Vorbild für die Tochter, weil die sieht, die Mutter kann ihr eigenes Geld verdienen, steht auf eigenen Beinen, kann auch, wenn es darauf ankommt, gegen ihren Mann oder Partner für sich einstehen. Gleichzeitig wird die Frau auch anders gesehen vom Partner, weil sie, wann immer sie möchte, gehen kann, da sie eben finanziell unabhängig ist. Ich habe gelernt, dass die Frauen super mutig sind und, obwohl sie nicht viel haben, trotzdem nicht aufgeben zu träumen und gerade für ihre Kinder weitermachen wollen.“


Wie verstehst du Feminismus heute – was ist dir daran wichtig?
„Ich habe keine Angst vor dem Wort Feminismus. Ich bin eine Feministin. Ich bin das für mich, für meine Töchter, für meine Familie, für meine Geschwister. Ich habe nur Schwestern und finde, dass wir das viel positiver aufladen müssen. Das tut man, indem wir so wie heute zusammenkommen. Wir sollten uns nicht auf ein Schlagwort festhalten, sondern auf Inhalte konzentrieren und vor allem gemeinsam zusammenkommen. Denn nur wenn man zusammenkommt und nicht versucht, alleine zu kämpfen, kann Großes bewirkt werden.“


Warum, glaubst du, fühlen sich manche Frauen vom Begriff Feminismus nicht angesprochen?
„Ich glaube, dass das Wort Feminismus auf viele Frauen etwas Bedrohliches hat, weil es sehr emotional behaftet und mit Vorurteilen beladen ist. Ich bin der Meinung, dass das ein gutes Wort ist. Es gibt nicht umsonst den Begriff „We all should be feminists“ von Chimamanda Adichie, die das in ihren Büchern und Manifesten so deutlich gemacht hat.“


Wer waren oder sind deine feministischen Vorbilder – im Persönlichen wie im Öffentlichen?
„Ich habe so viele weibliche Vorbilder. Angefangen natürlich von meiner Mutter, die alleine mit zwei Kindern nach Deutschland kam, ohne die Sprache zu sprechen, ohne finanzielle Mittel. Meine drei Schwestern, die alle ihren Weg gehen. Aber auch Geschäftspartnerinnen, mit denen ich arbeiten darf. Sei es, wie aktuell mit der französischen Kosmetikmarke Nuxe, deren Gründerin selbst mit Kind etwas gestartet hat, aus einer Vision heraus, es besser zu machen. Das motiviert mich extrem, weil das ist genau das, was wir mit meinen Unternehmen auch versuchen. Grundsätzlich Frauen, die ihren Weg, trotz Widrigkeiten, gegangen sind und gehen. Das inspiriert mich sehr.“


Was macht Frauen gemeinsam stärker? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
„Ich glaube, Räume wie heute, zusammenzukommen, einander wirklich auch zuzuhören und auch Wege zu ebnen, Türen aufzumachen. Die wenigen Türen, die Frauen gegeben werden, auch offen zu lassen für andere Frauen. Netzwerken macht Frauen stärker. Sisterhood, zusammenkommen, sich gegenseitig mitnehmen, empfehlen, Türen öffnen, sich füreinander stark machen.“


Welche Botschaft würdest du jungen Frauen heute mitgeben wollen?
„Ich glaube in erster Linie, und das ist auch das, was ich unter Feminismus verstehe, ist für sich einzustehen. Raum, Platz, Space einzunehmen und auch die eigene Wahrheit zu sprechen. Und das können sie im Alltag tun, indem sie das tun, worauf sie wirklich Lust haben. Nicht, was die Eltern oder die Gesellschaft erwarten. Ich finde, das ist das größte Empowerment: das zu tun, was man für sich selber für richtig hält, trotz gegenteiliger Meinungen. Ich kann allen raten, den eigenen Weg zu gehen, vor allem auf die innere Stimme zu hören, weil wir alle insgeheim wissen, was richtig ist.“


Was gibt dir Hoffnung in Bezug auf die Zukunft der Gleichberechtigung?
„Trotz aller Rückschläge sehe ich, wie viele Frauen heute zusammenstehen und sich gegenseitig unterstützen. Diese Solidarität und das Engagement geben mir Hoffnung, dass wir gemeinsam weiterkommen.“


Was braucht es aus deiner Sicht als nächsten Schritt auf dem Weg zu echter Gleichstellung?
„Was gerade in der Welt passiert, welche Rückschritte wir sehen, ist beängstigend. Manchmal denke ich, ich lebe in meiner heilen Blase, aber das ist Quatsch – es betrifft uns alle. Es ist wichtig, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern zu sagen: Jetzt erst recht zusammenkommen, aufstehen, die Stimme einsetzen. Jetzt erst recht.“


Interview geführt von Rebecca Stringa.

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