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FRAUEN100 - Januar 2023

26. Januar 2023

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„Frauenrechte sind Menschenrechte. Und wie die mutige, unbeugsame, glühende feministische Revolution im Iran zeigt, ein Kampf, der inzwischen von Männern und Frauen zusammen für eine gemeinsame Zukunft geführt werden kann – und muss. Deswegen sind auch wir alle heute hier“, erklärte Schauspielerin und Unternehmerin Ursula Karven in ihrer Rede bei der jüngsten Frauen100-Veranstaltung am 26. Januar - zu der erstmals auch Männer geladen waren, unter dem Motto „Gleichberechtigung geht uns alle an und muss insofern von allen gemeinsam gestaltet werden“.


Im Berliner Hotel Adlon sind Politiker wie Norbert Röttgen (CDU), die Chefredakteure Johannes Boie (BILD) und Jörg Quoos (FUNKE Zentralredaktion), sowie Geschäftsführer großer Unternehmen wie Philipp Welte (Vorstand Hubert Burda Media) und Sebastian Trischler (CEO Mattel) und Schriftsteller wie Benjamin von Stuckrad-Barre der Einladung gefolgt und in den Dialog mit den einflussreichen Frauen Deutschlands getreten: Elke Büdenbender (Richterin und „First Lady“), Verlegerin Julia Becker  (FUNKE Mediengruppe), Isabelle Fischer  (Sprecherin CDU), Jennifer Wilton (Chefredakteurin WELT), Linda Teuteberg (FDP), Franziska Giffey (SPD) oder Dorothee Bär und Julia Klöckner von der CDU/CSU und Ricarda Lang (Mitglied des Deutschen Bundestages & Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen) – um nur einige der anwesenden Vertreterinnen des Netzwerks zu nennen.


Konvention C190: Historischer parteiübergreifender Support


In ihrer Rede teilte Karven auch den Stand der von ihr und dem Netzwerk vorangetriebenen Petition für die Konvention C190 und sprach von einem historischen Ereignis wie die Konvention parteiübergreifend von Politikerinnen unterstützt wurde und es damit in den Koalitionsvertrag schaffen konnte: „Damals wurde uns gesagt, dass das nicht geht. Dass wir damit in Deutschland keine Chance haben, weil Menschenrechte EU-Sache sind. Wir haben es trotzdem getan. Wir haben dank unseres Netzwerkes und Unterstützerinnen wie der damaligen Justiz- und Familienministerin Lambrecht von der SPD oder Supporterinnen wie Ricarda Lang von den Grünen oder Nicole Bauer und Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP, Dorothee Bär und Julia Klöckner von der CDU schnell Fortschritte gemacht. Diese überparteiliche Solidarität und Zusammenhalt für eine gemeinsame Sache, ist einzigartig.“


Heil: „Fortschritt für Frauen ist auch Fortschritt für Männer“


Zu den Supporterinnen der ersten Stunde kam an diesem Abend wichtige Unterstützung aus dem Ministerium für Arbeit und Soziales. Hubertus Heil, der leider krankheitsbedingt spontan ausfiel, ließ durch seinen Staatssekretär Rolf Schmachtenberg seine Rede verlesen, in der er die Wichtigkeit der Bewegung und seine Unterstützung bei der Ratifizierung der Konvention C190 betonte: „Das letzte Jahr hat weltweit deutlich gemacht, es darf keine Aufschübe mehr geben für die Rechte der Frauen. Es darf keinen Aufschrei mehr geben, wenn Frauen teilhaben und Freiheit fordern“.


Fortschritt für Frauen sei auch Fortschritt für Männer. In einer Gesellschaft für mehr Gleichstellung sei auch weniger Platz für toxische Männlichkeit und überkommene Rollenbilder. Und dieser Fortschritt müsse immer wieder erkämpft werden - im Großen wie im Kleinen, ließ der Minister verlauten: „Wir bohren hier dicke Bretter - Frau Karven und FRAUEN100 vorweg“, ohne FRAUEN100 wäre man wahrscheinlich noch längst nicht so weit gekommen – so der Minister. Es gehe nämlich auch darum, dass der Prozess der Ratifizierung von Konventionen wie dieser, gesellschaftlich Debatten auslöse: „Die Ratifizierung ist ein sehr wichtiger Punkt, aber es ist nicht das Ende, es ist der Anfang, um das Thema anpacken zu können - darum möchte ich Sie einladen weiter im Austausch zu bleiben“.


Karven: „Wir werden Gesetz“


Die Gesetzwerdung der Konvention C190 wird insofern nun auch vom Ministerium für Arbeit und Soziales vorangetrieben und soll schon in den nächsten Wochen weitere Schritte gehen: „Wir müssen Gesetz werden, damit externe Beratungsstellen für Unternehmen verpflichtend werden. Erst dann hat sich für Betroffene wirklich etwas verändert. Wir müssen Gesetz werden, damit Betroffene von Gewalt am Arbeitsplatz eine Wahl haben“, betonte Karven die Wichtigkeit der anstehenden Schritte.


Deutschlands First Lady Elke Büdenbender forderte in ihrer Rede von berufstätigen Vätern mehr Engagement bezüglich des Themas Kinderbetreuung. Es nerve sie, wenn sie im Zusammenhang mit Gleichberechtigung von Frauen im Beruf immer wieder auf das Thema Kinderbetreuung kommen müsse, sagte die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Als ob das Frauensache wäre. Auch berufstätige Familienväter müssen sich hinstellen und die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit fordern. Ich will diese Forderung endlich auch von Männern hören.“


Büdenbender: „Gleichberechtigung geht uns alle an“


Sie freue sich auch sehr über die Männer im Saal – denn: „Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er auch mal die Perspektive von Frauen einnehmen kann!“ Das sei auch insofern besonders wichtig, als dass Frauen noch immer in vielen Bereichen, auch in der Politik, wie zum Beispiel im Bundestag, unterrepräsentiert seien. „Wir alle müssen die Gleichberechtigung zu einem politischen Ziel erklären, nur so können wir nachhaltig und langfristig etwas verändern“, endete sie ihre Ansprache.


Eine Frau die mit ihrem Wirken als Verlegerin der Funke Mediengruppe genau dafür steht, ist Julia Becker, die die besondere Relevanz der Medien im Kampf um Gleichberechtigung in ihrer Rede herausstellte: „Medien können ganz entscheidend einen Beitrag zu Geschlechtergleichheit leisten“, gerade das Bedienen von Stereotypen oder bestimmte Untertöne in Berichterstattungen trügen zu Benachteiligung und Diskriminierung bei. „Die Art, zum Beispiel, wie über die ehemalige Ministerin Lambrecht berichtet wurde, war streckenweise sehr männlich fokussiert“, während von männlichen Mitstreitern Figur, Frisur, Stil oder Alter selten Thema seien, wäre das in diesem Fall immer wieder besprochen worden: „Der Blick der Medien war alles andere als fair und hat die Arbeit der ehemaligen Ministerin mehr als erschwert.“


Becker: „Mehr weibliche Perspektive und eine geschlechtergerechte Berichterstattung“

Auch aus diesem Grund sei eine ausgeglichene Besetzung von Positionen so wichtig, erklärt Becker weiter: „Wenn wir die gesellschaftliche Realität in unseren Medien abbilden wollen und genau das ist unser Auftrag, dann brauchen wir mehr weibliche Perspektive und eine geschlechtergerechte Berichterstattung“, deshalb seien mehr Frauen in Positionen, wo sie Entscheidungen treffen, Ressourcen steuern und Themen setzen, so dringend notwendig.


Wenn man die besten Köpfe für sein Unternehmen wolle, könne man es sich nicht mehr leisten, Themen wie Machtmissbrauch zu ignorieren – aus ethischen, aber auch aus rein wirtschaftlichen Gründen, appellierte die Verlegerin: „Die besten Köpfe wollen nicht in einem Unternehmen arbeiten, in dem so ein Verhalten vorkommt oder geduldet wird“. Für sie habe es keine Alternative gegeben, als aus dem Verlegerverband auszutreten, nachdem der Machtmissbrauch im Hause Springer keine angemessenen Konsequenzen ergab. Es sei für sie unerträglich gewesen, wie mit Betroffenen und dem gesamten Fall umgegangen worden sei. Sie rief Publikum und Gäste auf bei Themen wie diesen „laut, die Stimme zu erheben“.


Die Präsidentin der deutschen Filmakademie und Schauspielerin Alexandra Maria Lara forderte mehr Selbstverständlichkeit beim Thema Gleichberechtigung, eben daraus könne ihrer Ansicht nach vieles entstehen. Sie selbst habe in ihrer Karriere oft Situationen erlebt, in denen sie sich gefragt habe „warum tut keiner etwas, warum hilft niemand?“. Gerade in einer Gesellschaft, in der man nicht sein Leben riskiere, wenn man gegen Unrecht aufstehe, müsse man immer wieder vorleben und aufmerksam machen, wie wichtig es sei, genau das zu tun – von dieser Freiheit Gebrauch zu machen: „Deswegen müssen wir unsere Freiheit immer wieder mit Elan weiter erkämpfen!“


Schauspielerin Jutta Speidel stellte ihre Hilfsorganisation „Horizont“ vor, mit der sie von Gewalt betroffenen Familien, individuelle Hilfe zukommen lässt. Gewalt habe nichts mit Klasse oder Einkommen zutun, die könne es in allen Familien geben, berichtet Speidel aus ihrer Erfahrung und appelliert: „Jeder von uns hat die Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen und anderen zu helfen“.

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