Jede zweite Frau zweifelt an gerechter Behandlung im Krankheitsfall
28. Oktober 2025
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Fieber, Schmerzen, Sorge – und dann das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Was viele Frauen schon erlebt haben, belegt jetzt eine neue repräsentative Umfrage von Civey und FRAUEN100: Jede zweite Frau in Deutschland glaubt nicht, dass sie im Krankheitsfall richtig behandelt wird.
Klingt nach Einzelfällen? Ist es nicht. Die Ergebnisse zeigen, wie unterschiedlich Frauen und Männer das Gesundheitssystem erleben – und wie groß das Vertrauensthema wirklich ist.
Weniger Vertrauen, weniger Gehör
Vier von zehn Menschen in Deutschland haben laut Umfrage nur geringes oder gar kein Vertrauen in das Gesundheitssystem. Doch während bei Männern rund jeder Dritte zweifelt, ist es bei Frauen jede Zweite. Auch der persönliche Kontakt spielt eine Rolle: 21 Prozent der Frauen fällt es schwer, neuen Ärztinnen und Ärzten zu vertrauen – bei Männern sind es 13 Prozent. Ein deutlicher Unterschied, der zeigt, wie brüchig das Verhältnis zwischen Patientin und Behandler sein kann.
Nicht ernst genommen – und ungleich behandelt
62 Prozent der befragten Frauen gaben an, sich bei gesundheitlichen Beschwerden schon einmal nicht ernst genommen gefühlt zu haben. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) berichtet sogar, dass ihr Geschlecht, Alter oder Gewicht einen negativen Einfluss auf die Qualität der Behandlung hatte. Zum Vergleich: Bei Männern sagten das nur 25 Prozent.
Die Zahlen zeigen, was viele Patientinnen im Alltag spüren – dass gesundheitliche Sorgen von Frauen oft anders bewertet, anders eingeordnet und manchmal schlicht übersehen werden.
Informationsdefizite: Wissen müssen sich viele selbst beschaffen
Auch beim Thema Aufklärung sieht es nicht besser aus. 70 Prozent der Frauen haben sich medizinisches Wissen selbst angeeignet, weil sie im Arztgespräch nicht genug Informationen bekommen haben. Zum Vergleich: Bei Männern liegt der Anteil bei 51 Prozent.
Dazu kommt: nur drei von zehn Menschen in Deutschland fühlen sich ausreichend über geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krankheiten informiert – und jede zweite Frau verneint das ausdrücklich. Wer also wissen will, wie Symptome sich bei Frauen äußern, muss oft selbst nachlesen.

Mitreden erwünscht: Frauen wollen stärker beteiligt werden
Die Umfrage zeigt auch: Frauen möchten nicht nur informiert, sondern beteiligt werden. Mehr als jede zweite Frau (53 Prozent) möchte aktiv über Therapien mitentscheiden – bei Männern sind es 41 Prozent. Und das Interesse an neuen Behandlungsmethoden? Ebenfalls deutlich höher: 38 Prozent der Frauen interessieren sich dafür, gegenüber 24 Prozent der Männer.
„Unsere Umfrage zeigt: Frauen begegnen dem Gesundheitssystem mit Skepsis – sie fühlen sich weniger ernst genommen und müssen sich fehlende Informationen selbst beschaffen“, sagt Janina Mütze, Mitgründerin und CEO von Civey. „Drei zentrale Defizite treten hervor: ein Vertrauensproblem, eine Beteiligungslücke und eine Informationslücke.“
Fokus auf gleiche Chancen in der Behandlung
Als FRAUEN00 wollen wir das Thema stärker auf die politische Agenda bringen. „Gesundheit ist ein Grundrecht, kein Privileg. Wenn Frauen strukturell benachteiligt werden, betrifft das uns alle. Wir müssen die Perspektive der Frau endlich ins Zentrum der medizinischen Forschung und Versorgung rücken“, sagen die Gründerinnen Felicitas Karrer und Janina Hell.
So lief die Umfrage
Für die Erhebung wurden in zwei Wellen – vom 10. bis 17. Juni 2025 sowie vom 2. bis 4. September 2025 – insgesamt rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland.
Zwischen Vertrauen und Veränderung
Die Daten zeigen ein deutliches Bild: Frauen fühlen sich im Gesundheitssystem häufiger missverstanden, schlechter informiert und seltener eingebunden. Vertrauen entsteht aber nur, wenn medizinische Versorgung alle Perspektiven ernst nimmt – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Gewicht.





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